Lange galt Vitamin B12-Mangel vor allem als „veganes Problem“. Wer tierische Produkte wie Fleisch, Fisch, Milch oder Eier meidet, muss diesen wichtigen Nährstoff über Nahrungsergänzungsmittel zuführen. Doch eine aktuelle italienische Studie zeigt: Auch Frauen mit omnivorer Ernährung sind in der Schwangerschaft häufig nicht ausreichend mit Vitamin B12 versorgt. Die Folgen betreffen nicht nur die Mütter selbst, sondern auch ihre Kinder.
Was die Studie untersucht hat
Untersucht wurden 107 Mütter, deren Neugeborene im Rahmen des Neugeborenen-Screenings Auffälligkeiten im Cobalamin-Stoffwechsel (Vitamin B12) zeigten. Die meisten dieser Frauen aßen Fleisch oder andere tierische Produkte. Trotzdem hatten viele von ihnen zu niedrige B12-Werte – sowohl im Blut als auch in indirekten Markern wie Homocystein und Methylmalonsäure.
Die häufigste Ursache: zu wenig B12 in der Ernährung
74 Prozent der Mängel waren rein ernährungsbedingt. Das heißt: Die Frauen nahmen schlicht zu wenig B12 zu sich – nicht weil sie vegan lebten, sondern weil sie tierische Produkte nur unregeläßig oder in kleinen Mengen konsumierten. Gerade in der Schwangerschaft können Übelkeit, Geruchsempfindlichkeit oder Appetitlosigkeit dazu führen, dass Fleisch oder Fisch seltener auf dem Teller landen.
Supplemente helfen – aber nicht automatisch
Zwar nahmen 90 Prozent der Frauen Nahrungsergänzungsmittel ein, doch nur 15 Prozent supplementierten gezielt Vitamin B12. Und selbst unter den Frauen, die B12 einnahmen, erreichten nur 21 Prozent die empfohlene Zufuhr. Oft liegt das an zu geringen Dosierungen, unregelmäßiger Einnahme oder unspezifischen Multivitaminpräparaten.
Auswirkungen auf das Kind
Ein B12-Mangel kann beim Neugeborenen zu neurologischen Störungen, Entwicklungsverzögerungen oder Gedeihstörungen führen. In der Studie zeigten die betroffenen Kinder glücklicherweise keine bleibenden Schäden – weil der Mangel früh erkannt und behandelt wurde. Doch das ist nicht selbstverständlich: Viele Fälle bleiben unentdeckt oder werden erst spät erkannt.
Auch andere Nährstoffe betroffen
Neben Vitamin B12 hatten viele Mütter auch zu wenig Folsäure, Eisen, Vitamin D oder Calcium – unabhängig von der Ernährungsform. Das zeigt: Auch eine „normale“ Kost bietet keinen automatischen Schutz vor Nährstoffmängeln, wenn sie nicht ausgewogen ist.
Was wir daraus lernen können
- Vitamin-B12-Mangel betrifft nicht nur Veganer:innen. Auch Omnivorinnen sind gefährdet – vor allem in der Schwangerschaft.
- Supplemente sollten individuell angepasst und gezielt eingesetzt werden.
- Nur auf den B12-Blutwert zu schauen reicht oft nicht: Zusätzliche Marker wie Homocystein oder Methylmalonsäure geben ein besseres Bild.
- Prävention sollte schon vor der Schwangerschaft beginnen – durch Aufklärung, Beratung und gezielte Diagnostik.
Fazit
Die italienische Studie zeigt eindrucksvoll, dass Vitamin-B12-Mangel kein Randphänomen veganer Ernährung ist, sondern ein ernstzunehmendes Thema für alle Schwangeren. Eine ausgewogene, kontrollierte Ernährung und eine gezielte Supplementierung können dazu beitragen, Risiken für Mutter und Kind zu vermeiden. Denn Nährstoffe wie Vitamin B12 sind klein, aber entscheidend – für einen gesunden Start ins Leben.
Quelle: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/40535044/